Ein hypothetischer Blick auf die sechs Routen, die einen dazu bringen könnten, in Mick Fowlers Fußstapfen zu treten und große neue Routen im Himalaya zu klettern.
Angenommen, unsere imaginäre Kletterin hat ihre Fertigkeiten in den Klettergebieten Großbritanniens erlernt. Inspiriert durch die Erzählungen von Mick Fowlers Abenteuern im Himalaya, gerät sie ins Träumen über ihre eigenen Expeditionen. Wie müssten sich ihre Fähigkeiten weiterentwickeln, um dieses Niveau zu erreichen? Wir von Berghaus wollen natürlich nicht gleich zur Besteigung des Goldenen Pfeilers des Spantik aufrufen, dies ist vielmehr eine virtuelle Herausforderung – doch träumen darf man immer!
Point Five Gully, V,5, 325 m, Ben Nevis, Schottland
Micks Einstieg in die Winterkletterei begann wie bei vielen anderen mit den großen klassischen Routen in Schottland. Die großen schottischen Routen wie Point Five am Ben Nevis gewöhnen Sie an lange Tage am Berg, an denen Sie vielleicht mit nicht ganz so idealen Schneeverhältnissen zurechtkommen müssen oder lernen, wie man in einem Sturzbach sichert – entscheidende Fähigkeiten, wenn Sie nach höheren Gipfeln streben.
Fly Direct, VII,6, 240 m, Creag Meagaidh, Schottland
Micks neue schottische Routen sind der Stoff, aus dem Legenden gemacht sind. Er lebte zwar damals in London, neun oder zehn Autostunden von den Highlands entfernt. Dennoch schaffte es Mick jedes Wochenende, in den Norden zu fahren und vor den Augen der örtlichen Bergsteiger eine neue Route nach der anderen zu entdecken. Der Fly ist ein typisches Beispiel dafür und gehört heute zu den begehrtesten Eisrouten in Schottland. Dies gelang Mick nur dank seiner grenzenlosen Leidenschaft und einer ebenso begeisterten Gruppe von Kletterpartnern, die bereit waren, die langen Fahrten und das frühe Aufstehen auf sich zu nehmen. Beides sind wichtige Voraussetzungen für den Erfolg im Hochgebirge.
Frendopfeiler, D sup, 1.200 m, Aiguille du Midi, Frankreich
Auch wenn diese Route keineswegs für alpinistische Neulinge geeignet ist, sind die technischen Schwierigkeiten im Vergleich zu Routen am Fly Direct eher moderat. Die entscheidende Schwierigkeit liegt jedoch in der Höhe, denn die Route endet auf dem Midi Plan Grat. Die Anpassung an die Höhe ist wohl einer der entscheidenden Faktoren für jeden Erfolg im Himalaya. Manche Menschen haben damit zu kämpfen, andere scheinen sich dort regelrecht zu entfalten. Mick gibt zu, dass er irgendwo zwischen diesen beiden Extremen liegt, aber seine Entschlossenheit hat ihm geholfen, zahllose Routen bis zur 7.000er-Marke zu besteigen.
Walkerpfeiler, ED1, 1.200 m, Grandes Jorasses Nordwand, Frankreich
Wer im Himalaya ruhmreich sein möchte, muss zunächst an den klassischen Nordwänden der Alpen sein Lehrgeld zahlen. Mick hat den Walkerpfeiler oft als eine seiner Schlüsselrouten bezeichnet. Der Walkerpfeiler wurde erstmals 1938 bestiegen, erfordert aber auch heute noch einen langen und ausdauernden Aufstieg, der die Fähigkeit, sich über mehrere technisch schwierige Seillängen zu bewegen, auf die Probe stellt.
Taulliraju Südwand, ED3, 800 m Cordillera Blanca, Peru
Routen wie Micks Südwand am Taulliraju sind ein hervorragender Einstieg für das Klettern im extremen Hochgebirge der Entwicklungsländer. Es gibt viele technische Schwierigkeiten, aber kaum logistische Herausforderungen. Die peruanischen Schneebedingungen können durchaus reizvoll sein, und die Route ist eine Herausforderung für alle, die ihre bergsteigerischen Fähigkeiten auf die Probe stellen wollen. Und in 5.830 m wird man die Höhe garantiert zu spüren bekommen. Ein großartiges Sprungbrett für den Himalaya.
Khumbu-Region, Nepal Himalaya
Eine Reise zum Himalaya birgt zahlreiche verborgene Schwierigkeiten, die oft übersehen werden, wenn man an die größten Berge der Welt denkt. Dazu gehören das nahezu unvermeidliche Unwohlsein, Komplikationen beim Reisen im asiatischen Raum und die bisweilen verwirrende Bürokratie. Wenn man all dies überstanden hat, muss man natürlich noch die Herausforderungen der Höhe, der Kälte und des Windes meistern. Mick hat die relativ überlaufenen Achttausender stets gemieden und bevorzugt die etwas unbekannteren technischen Gipfel zwischen 6.000 und 7.000 m. Obwohl er schon viel gereist ist, gibt es in der Khumbu-Region immer noch Neues zu entdecken und nur wenige bürokratische Hürden.